Perspektiven schaffen – drogenfrei leben – nachhaltig wirtschaften

Knut-Uwe im Abwasch

Eine Erfolgsgeschichte über Fleckenbühl hinaus

Die Drogenkarriere sieht und merkt man ihm nicht an. Kein Wunder, denn seit über 30 Jahren ist Knut-Uwe schon weg von den Drogen. Er führt ein bürgerliches und gesundes Leben mit seiner Lebensgefährtin in einem kleinen Fachwerkhaus in Cölbe-Schönstadt, nur wenige hundert Meter von Hof Fleckenbühl entfernt. Der 62-jährige ist eine gestandene Persönlichkeit und beruflich erfolgreich als Leiter der IT der gemeinnützigen Integral GmbH. In verschiedenen Vereinen ist Knut-Uwe ehrenamtlich im Vorstand engagiert.

Diese Entwicklung wäre ohne die Fleckenbühler nicht möglich gewesen. Hier hat er acht Jahre gelebt und sein Leben kräftig umgekrempelt.

Aufgewachsen ist Knut-Uwe in einem sozialen Brennpunkt in Wuppertal. Schwierige Familienverhältnisse machten es ihm nicht leicht. Schon früh, während seiner Ausbildung zum Schlosser, hat Knut-Uwe intensiv Drogen konsumiert. Zu Beginn Haschisch und Marihuana, bald aber auch harte Drogen wie Heroin. „Ich dachte, ich könnte jederzeit aufhören. Das war ein Irrtum, denn schnell ist es in die Hose gegangen.“ Nach einem Beziehungs-Aus stürzte Knut-Uwe richtig ab: „Ich hatte mich für die Drogen entschieden.“ Irgendwann ist er völlig desolat im Krankenhaus aufgewacht und hat bei der Drogenberatung Hilfe gesucht. Hier hat er die Zeitung „Neues von Synanon“ entdeckt. Dort las er von einem Bauernhof in Hessen, wo man als Süchtiger jederzeit hingehen kann. Zu diesem Zeitpunkt dachte Knut-Uwe sich: „Wenn ich so weitermache, werde ich die nächste Überdosis nicht überleben. Wenn nicht jetzt, dann nie.“ Er hatte einen Entschluss gefasst, der sein Leben nachhaltig beeinflussen sollte. Er verschenkte sein letztes Hab und Gut und ließ sich von seinem Bruder in einem alten Opel Ascona nach Hof Fleckenbühl fahren. Das war im September 1992.

Die erste Zeit war emotional für ihn. Die anfangs vollkommen unbekannte Dynamik auf dem Hof irritierte und begeisterte ihn gleichermaßen. Nach der Arbeit im Haus war der damals 32-jährige bei den Handwerkern. Später hat er gut zwei Jahre als Landarbeiter gearbeitet. „Mit den Tieren bin ich völlig aufgeblüht!“ Anschließend arbeitete er eine Zeitlang im Hofladen und in den damaligen Fleckenbühler Bio-Läden in Kirchhain und in Marburg im Steinweg.

„Fleckenbühl hat mir Sicherheit gegeben und ich war vom eigenen Lebenswandel richtig begeistert. Ich habe das Leben in Gemeinschaft ganz anders erlebt, als bei meinen Heimaufenthalten. In Fleckenbühl habe ich mich immer total wohl und als jemand Besonderes gefühlt,“ sagt er heute rückblickend und etwas stolz.

Seine letzten Akzente konnte Knut-Uwe im Fleckenbühler Kinderdienst setzen, wo er bis zu seinem Auszug aus der Lebensgemeinschaft beschäftigt war. In seinen acht Jahren als Fleckenbühler war er für seine positive Einstellung und sein Engagement bekannt. Der Fleckenbühler Spirit hat Knut-Uwe begeistert, motiviert und inspiriert. So hat Knut-Uwe zum Beispiel die erste Fleckenbühler Olympiade organisiert oder eine „1001 Nacht“-Theateraufführung inszeniert. Er mochte es, mit und für die Gemeinschaft besondere Feste und Momente zu schaffen.

Im Interview sagt Knut-Uwe nachdenklich, aber bestimmt:

„Am Anfang war es schwer. Aber ich habe genau das Richtige gemacht. Fleckenbühl kann ein Weg sein, wieder in die Spur zu kommen. Deswegen bin ich dankbar und engagiere mich noch heute. Fleckenbühl war ein ganz wichtiger Abschnitt in meinem Leben.“

Regelmäßig kommt Knut-Uwe auf den Hof, um in „Teepausen“ den neuen Bewohnern von seiner Lebensgeschichte zu berichten. Damit dient er als Vorbild und motiviert die Neuen zum Bleiben.

Jährlich findet Anfang September das Fleckenbühler Jahresfest statt. Hier pflegt er viele Verbindungen zu Ehemaligen. Spätnachmittags zieht es ihn dann automatisch in die Spülküche. Hier zieht er sich die Schürze an geht „an die Bongos“ und wäscht Teller für Teller ab. Mittlerweile ist es für Knut-Uwe schon eine Tradition, bei der er aus Dankbarkeit symbolisch etwas zurückgeben kann. Für ihn ist es wie: „Back to the roots. Ich mache das einfach. Eigentlich mache ich das für mich.“

Wir bedanken uns bei Knut-Uwe für seine Treue und wünschen ihm weiterhin alles Gute.

Artikel teilen:

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Wir versenden etwa monatlich Neuigkeiten aus der Welt der Fleckenbühler, lebendige Geschichten und exklusive Inhalte für Leserinnen & Leser.