Wie professionell ist eigentlich Selbsthilfe? Oder besser gefragt, wie professionell ist die Fleckenbühler Suchtselbsthilfe? Dieser Frage wollten wir einmal nachgehen und unabhängig wissenschaftlich prüfen lassen. Ausgangspunkt für diese Frage war zuletzt die teilweise öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung zwischen den Fleckenbühlern und dem Landeswohlfahrtsverband (LWV) bei der Frage, ob die Fleckenbühler durch den LWV förderbar wäre. Die Frage wurde und wird vom LWV verneint. Um professionelle Hilfe leisten zu können (dürfen), bedarf es fachlich ausgebildeter Akademiker, konkret Sozialpädagogen oder Sozialpädagoginnen oder gleichwertige Studienabschlüsse.
Um überhaupt zu verstehen, was professionell eigentlich bedeutet, habe ich mir die Worterklärung des Dudens zurate gezogen. Hier finden wir folgendes: „Profi, berufsmäßig, gewerbsmäßig, professioniert, professionsmäßig, fachkundig, fachmännisch, gekonnt, kompetent, sachgemäß, sachgerecht, sachkundig, (bildungssprachlich)qualifiziert“
Nun, in diesem Sinne würde ich die Arbeit der Fleckenbühler durchaus als „professionell“ bezeichnen. Aber inhaltlich nimmt der LWV natürlich nicht Stellung zu der Frage. Hier wird streng nach gesetzlicher Vorgabe geurteilt. Was genau betrachtet auch nicht ganz stimmt, denn eigentlich gibt der zugrunde liegende Gesetzestext das (sozialpädagogische) nicht her. Es gibt Verordnungen, Verträge, Vereinbarungen und dergleichen, die das dann ersatzweise regeln. Unabhängig davon, gäbe es sogar die Möglichkeit, von diesen Vorgaben und Regelungen abzuweichen – aus wichtigem Grund.
Trotzdem, uns geht es um eine inhaltliche Klärung, unabhängig von Gesetzen und Verordnungen. Schließlich wollen wir nicht hinnehmen, dass unsere Arbeit nicht fachgerecht, gekonnt, sachgemäß oder (bildungssprachlich) qualifiziert sei. Also haben wir uns fachlich, wissenschaftlich prüfen lassen.
Wir baten Prof. Dr. Fredersdorf von der FH Vorarlberg um ein Gutachten. Dieses Gutachten liegt nun vor und kommt zu eindeutigen Ergebnissen. Ausgehend vom individuellen und gesellschaftlichen Mehrwert von Selbsthilfe im Allgemeinen sowie dem Mehrwert von suchtspezifischer Selbsthilfe im Speziellen, kommt er zur Beschreibung und Bewertung der Fachkompetenz der stationären Suchtselbsthilfe in Fleckenbühl.
Fazit seiner Analyse:
Mit den geschilderten Prinzipien, Zielen, Strukturen, Netzwerken, Prozessen, Tätigkeiten und verfügbaren Kompetenzen kann dem Verein „die Fleckenbühler“ eine breit aufgestellte Fachexpertise in der Suchthilfe bescheinigt werden. Aufgrund seiner strategischen Leitlinien, der systematischen gesundheitsbezogenen Ausgestaltung, der rechtsverbindlichen organisationalen Struktur, der assoziierten externen Experten aus dem Umfeld, der internen Qualifizierung und Suchthilfe-Expertise, des breiten Vorhandenseins evident wirksamer suchthelferischer Merkmale, wie sie der internationale State-of-the-Art belegt, und nicht zuletzt aufgrund der Anerkennung durch staatliche Stellen kann der Verein „die Fleckenbühler“ einer durch professionelle Fachkräfte geleiteten und betreuten stationären Suchthilfe-Einrichtung gleichgesetzt werden.
Prof. Frederic Fredersdorf
Diese Vergleichbarkeit bezieht sich auf für die Suchthilfe relevante Aspekte: Abstinenzphilosophie, Entgiftung und körperliche Stabilisierung, Gesundheitsfürsorge, Peer-Betreuung und Peer-Beratung, psychosoziale Stabilisierung und Nachsozialisation, Förderung von Arbeitsfähigkeit, Sozialintegration, gesellschaftliche Breitenwirkung und organisationale Mitwirkung in gesellschaftlichen Gremien.
Das ist doch beruhigend, dass uns von hoher wissenschaftlicher Warte evidenzbasiert ein hohes Maß an Fachlichkeit und Kompetenz zugesprochen wird. Zusätzlich darf darauf hingewiesen werden, dass wir seit 20 Jahren ein ISO-zertifiziertes Qualitätsmanagement einschließlich eines integrierten Balanced-Scorecard-Systems praktizieren und seit eineinhalb Jahrzehnten als Bildungsträger (AZAV) anerkannt und zertifiziert sind. Das lässt sich in dem Gutachten nachlesen, dass nachfolg als Download erhältlich ist.
Unser Autor
Ronald Meyer
Vorstandsvorsitzender
die Fleckenbühler e.V.
Ronald ist ein Urgestein der Suchtselbsthilfe und seit 1971 ein prägendes Mitglied der Gemeinschaft. Unser Vorstandsvorsitzender entwickelt immer noch begeistert neue Konzepte und Vorhaben. Das Wohl der Gemeinschaft und die Zukunftsfähigkeit liegen ihm sehr am Herzen.
